Dienstag, 20. April 2010

Höfliche Gesten im Geschäftsalltag – ein Relikt aus alten Zeiten?

Unsere Zeit scheint immer rarer zu werden. Um das tägliche Arbeitspensum erfolgreich bewältigen zu können, verlangt es oft nach einer strengen Eigenorganisation. Und nicht selten bleibt bei hohem Arbeitsdruck nicht aus, dass wir alles unternehmen, um möglichst effizient unsere Arbeit erledigen zu können.

So wird der Griff zum Telefon, um Dinge persönlich zu besprechen, durch ein möglichst knapp gehaltenes E-Mail ersetzt, oder man teilt sich, anstatt in einem netten persönlichen Gespräch, kurz per SMS mit. Es scheint an manchen Orten geradezu so, als könne der Verzicht auf ein höfliches, persönliches Miteinander zur Zeitersparnis führen.

Dabei ist ein aufmerksames und freundliches Verhalten im Umgang mit Geschäftspartnern und Kollegen heute mindestens ebenso wichtig, wie fachliche Kompetenz.

Doch was bedeuten höfliche Gesten heute noch im modernen Geschäftsalltag? Hat das alte Bild der Höflichkeit oder gar der „Gentleman der alten Schule“ im heutigen geschäftlichen Umfeld überhaupt noch seine Berechtigung? Gehören kleine Gesten der Höflichkeit, wie das Aufhalten einer Türe, heute noch dazu?

Trotz aller Zeitnot - dem Anderen durch kleine Hilfestellungen und einem freundlichen Umgang im Alltag das Leben zu erleichtern wird heute noch genau so geschätzt, wie einst.

Wir schätzen Menschen, die aufmerksam sind und spüren, wenn ihre Hilfe erforderlich ist. So hat die Wissenschaft der Sympathieforschung längst herausgefunden, dass uns die Fähigkeit Rücksicht auf Andere zu nehmen und hilfsbereit zu sein, sehr sympathisch macht. Wer sich demzufolge als Teamplayer sieht und neben den eigenen Verpflichtungen sich auch noch Zeit nimmt, um beispielsweise Kollegen zu unterstützen, wird sehr positiv wahrgenommen.
Oft reichen dazu schon kleine Gesten der Hilfestellung. Kurz mal ein paar Kopien für den Kollegen machen, den Kunden des Arbeitskollegen zu unterhalten, bis dieser Zeit hat, das Gespräch zu übernehmen, das Telefongespräch des Büronachbarn, der gerade hoch konzentriert ein schwieriges Problem zu lösen versucht, stellvertretend entgegen zu nehmen – lauter kleine Hilfestellungen im Geschäftsalltag, die zum besseren Miteinander beitragen können.

Und auch, wenn die E-Mail-Kommunikation heute ein wichtiges Instrument geworden ist, um sich Anderen mitzuteilen, es ist nicht in allen Fällen der idealste Weg.

Vor allem unternehmensintern könnten so viele Dinge einfacher, und dem Kollegen gegenüber wertschätzender, im persönlichen Gespräch erörtert werden. Das ist nicht nur individueller sondern bietet auch gleich die Möglichkeit zu erfahren, wie der Andere darüber denkt.
Im direkten Dialog lassen sich Missverständnisse schneller ausräumen und das Gespür für die Bedürfnisse des Gegenübers lassen sich viel leichter erfassen.

Höflichkeit und nette Gesten sind unabhängig von der Hierarchie oder dem Geschlecht. Und, sie sind keine Zeitfresser. Ganz im Gegenteil. Wenn wir aufmerksamer mit unserem Gegenüber umgehen, passieren weniger Missverständnisse. Die kosten Zeit.

Ein freundlicher Mensch spürt, wenn eine ehrlich gemeinte, freundliche Geste der Hilfsbereitschaft willkommen ist.